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Allerleirauh: Ausgabe 1 (Review)
Artist: | Allerleirauh |
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Album: | Ausgabe 1 |
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Medium: | Fanzine | |
Stil: | Traditional Metal / Folk |
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Label: | Eigenveröffentlichung | |
Spieldauer: | 80 Seiten | |
Erschienen: | 21.12.2020 | |
Website: | [Link] |
Als Angebot für vom Metal-Mainstream abgekehrte Träumer und unverzagt das Wundersame Suchende versteht Herausgeber Andreas Walther sein Magazin ALLERLEIRAUH, dessen erste Ausgabe zur Wintersonnenwende 2020 erschienen ist und somit ein ziemlich finsteres Jahr beschließt. Dementsprechend durchziehen die 80 Seiten (im lesefreundlichen Format zwischen Din A5 und Din A4) ein ums andere Mal schwermütige Ahnungen des Verlusts auf verschiedenen Ebenen, des Unumkehrbaren und der Banalisierung des (Menschen-)Lebens an sich. Dass nun ausgerechnet randständige Heavy-, Doom- und Black-Metal-Bands ein Gegengewicht zu vergleichsweise angesagten Gruppen setzen sollen, hängt vor allem mit dem kauzigen Geschmack des bekennenden Eulen-Fans und passionierten Biertrinkers zusammen, dessen Interview mit Sharron Kraus zu Beginn des Magazins keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass es hier vor allem um Musik geht, welche die Tür ins Gestern und ins Vorgestern oder ins gegenwärtig Abseitige aufstößt, in die Welt romantischer Dichtung und Märchen, in eine Welt, in welcher der Tod noch nicht so aus dem Leben (mit seinem Stirb und Werde!) ausgeklammert wird wie seit der späten Moderne weithin im Westen üblich.
Wer jedoch fürchtet, dass sich das ALLERLEIRAUH exklusiv dem Feingeistigen zuwendet, den belehren z.B. Kanadas "kings of envenomed fantasy metal", namentlich Barrow Wight, eines Besseren: Hier regiert die schartige Axt und Tolkien gilt noch als Autor von Büchern (und nicht als Ideengeber für Filme). Mountain Throne von der Schwäbischen Alb, Fimir aus Finnland und Bretwaldas (of Heathen Doom) freuen sich ebenfalls über die Gelegenheit, zwanglos über ihre aus der Zeit gefallene Musik zu plaudern, und laufen nicht ansatzweise Gefahr, um die Gunst von Wacken-Party-Metal-Gängern zu buhlen. Insofern dürfte das ALLERLEIRAUH eine überschaubare Leserschaft ansprechen, die namentliche Nähe zum Rauhnacht-Fanzine könnte einige Leser, die den Verlust desselbigen bedauern, praktisch vom Fleck weg gewinnen. Ein herzlicher Hinweis auf das Figurentheater Wilde & Vogel, ein kurzes Gespräch mit dem Naturphotographen Heikki Willamo über die "Berührung des Heiligen" und das Glück in der Ruhe, sowie eine Verneigung vor der Dichterin Karin Boye runden das Debüt mit hinterwäldlerischem Charme ab.
Von einigen für eine Erstausgabe nahezu unvermeidlichen kleinen Ausreißern im Layout abgesehen, besticht das ALLERLEIRAUH mit seiner klaren Gestaltung und wird dem Anspruch, als Magazin (lies: nicht als als herkömmliches Metal-Fanzine) "für Entdeckungen abseits der Wege" aus einem "unsichtbaren Königreich" zu berichten, von der ersten bis zur letzten Seite gerecht. In einem eigens hinter dem Umschlag eingeklebten Schuber finden sich zwei kleine Kunstdrucke mit Illustrationen der jungen Frieda Rohde, und wenngleich "Ikaros" Beifall verdient, so wird vor allem die Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit häretischer Rock- und Metal-Musiker im nordischen Stil sicher für Begeisterung sorgen, und könnte auch problemlos dem Deaf Forever als großformatiges Poster beiliegen. Über weitere solche Illustrationen würde nicht nur ich mich sicher freuen. Fenriz und Ted beim Wandern gäben doch auch ein tolles und zum Magazin passendes Motiv ab - vielleicht beim nächsten Mal?
Die gedruckte Erstausgabe ist für sechs Euro plus Porto erhältlich.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr